Vom Wasser, dem Gold einer Bar und der Liebe

Jede Stadt hat ihre magischen Orte. München hat den Eisbach. Jeder kennt die Surfer, deren Sport nahezu das einzige Beispiel für eine illegale Aneignung von Stadt darstellt. Dieser Eisbach zieht seine Bahn in den Englischen Garten, durchkreuzt und begrenzt ihn. Im Sommer, wenn die Hitze in der Stadt das Grün des Rasens gelb werden lässt, springst du in den Bach, drehst dich auf den Rücken, lässt dich von der kalten Strömung treiben, vorbei an staunenden Menschen, unter Brücken, hinaufschauend in die Bäume, die sich interessiert über den Bach beugen. Du hältst dich fest an einem Seil, dass klug an einem Ast befestigt ist, ziehst Dich heraus, vorbei an jungen und alten Menschen, die alle lachen, weil es so ohne jede Kontrolle schön und nass und für einen großen und ebenso kurzen Moment anarchisch ist.

Barfuß über den Kies, zurück zum Handtuch, trocknest du dich ab, wenn es gut läuft, gehst du mit deiner Liebe hinüber in das Monstrum, dass sie Haus der Kunst nennen. In diesen Nazibau haben sie kleine Inseln der Zivilität getrieben. Da ist die Goldene Bar, die tatsächlich golden ist, weil die Malerei an den Wänden eben so leuchtet. Erschöpft, mit nassen Haaren, sitzt Du mit eben dieser Liebe an einem Tisch, trinkst, lachst und freust dich. Denn mehr Sommer geht nicht. Später fährst du durch den Park nach Hause, die Liebe sitzt auf der Fahrradstange. Es regnet. Der Asphalt riecht. Du atmest den Duft ihres Halses, während Du schlingernd durch die Nacht fährst…

Die Goldene Bar beispielsweise ist ein wahres Schmuckkästchen. Und dennoch: Schließt man die Augen, stellt sich vor, wie achtzig Jahre zuvor der österreichische Postkartenmaler Adolf Hitler nur wenige Schritte entfernt durch den Bau stampfte, weiß man um die Abgründe magischer Orte. Man schüttelt sich und bestellt eine Caffè Latte und schmachtet seine Liebe an.

Diese Schauplätze spielen eine Rolle in meinem neuen Krimi „Feinsteinmüller“ (Arbeitstitel). Ich habe einige Jahre in dieser Stadt gelebt, die für viele so etwas wie die Essenz des reichen, zuweilen auch schnöselig-provinziellen Bayerns ist. Aber diese magischen Orte lassen das alles vergessen. Auch deswegen bekommen sie einen Platz in meinem Buch.

Musik für den Blog:

Nighmare on wax, „le nuits”
https://www.youtube.com/watch?v=RiMkCZezo3s

Büchertipps
http://editionbuntehunde.de/BADELUST-in-Muenchen-und-Oberbayern
https://www.rowohlt.de/hardcover/harald-jaehner-wolfszeit.html

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